Spanische Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg

Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit präsentiert erstmals in Deutschland die Sonderausstellung „Rotspanier“. Der Terminus entstammt der NS-Propaganda und verweist auf die hierzulande recht unbekannte Zwangsarbeit von Spaniern und Spanierinnen im Zweiten Weltkrieg.

Diese Ausstellung, über die der Fachinformationsdienst Romanistik informiert, ergänzt sehr gut meinen Kurzbeitrag im letzten Newsletter, dass der Themenbereich des spanischen Exils und der Flucht nach dem Ende des Spanischen Bürgerkriegs in Geschichtsschreibung und Literatur erneut aufgegriffen wird.

Worum geht es in der Ausstellung?

Neben 13 Millionen Kriegsgefangenen, KZ-Häftlingen und Zivilarbeitenden, die während des Zweiten Weltkriegs im Deutschen Reich Zwangsarbeit leisten mussten, gab es in den besetzten Ländern noch mal eine ähnliche Zahl von Menschen, die vor Ort oder in anderen Ländern zur Arbeit rekrutiert und ausgebeutet wurden.

Dazu gehörten auch antifaschistische Republikaner und Republikanerinnen, die im spanischen Bürgerkrieg vom Militär unter General Franco besiegt wurden. Knapp eine halbe Million Menschen floh 1939 nach Frankreich. Für mehr als 100 000 Flüchtlinge begann damit eine Odyssee durch Konzentrations- und Arbeitslager. Die von der NS-Propaganda als „Rotspanier“ bezeichneten Franco-Gegner wurden Opfer von Internierung, Ausbeutung und Deportation.

Quelle: „Rotspanier“ – Sonderausstellung zu spanischen Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg ab dem 4. Juni im Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Pressemitteilung des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit

Die dreisprachige Ausstellung (deutsch, französisch, spanisch) der Historiker Peter Gaida und Antonio Muñoz Sánchez zeigt zum ersten Mal in Deutschland die Geschichte dieser vergessenen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Dabei geht es um den Einsatz der spanischen Flüchtlinge in der französischen Armee und in der Kriegswirtschaft. Die „Rotspanier“ mussten sowohl für das Vichy-Regime, das mit dem NS-Regime kollaborierte, Zwangsarbeit leisten als auch für die deutsche Besatzungsmacht. Sie wurden zum Beispiel für den Bau des „Atlantikwalls“ bei der „Organisation Todt“ eingesetzt. Im Laufe des Krieges wurden Tausende in Konzentrationslager deportiert.

Die Aussstellung läuft bis zum 30. Oktober. Wer es nicht nach Berlin schafft, der kann sich digital einen sehr guten Einblick verschaffen. Ein gelungener Beitrag der Erinnerungskultur!

Themen aus drei Kontinenten

Die aktuelle Ausgabe des Tertulia-Newsletters wartet mit Themen aus drei Kontinenten auf:

  • Ich stelle Euch Estanislao Medina Huesca vor, einen jungen Schriftsteller aus Malabó, der Hauptsstadt Äquatorialguineas. Spanisch ist eine Nationalsprache des afrikanischen Landes, weil es von 1778 bis zur Unabhängigkeit 1968 spanische Kolonie war, die einzige in Afrika südlich der Sahara.
  • El País hat eine guten Überblick über Neuerscheinungen zum Thema republikanisches Exil veröffentlicht. Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr, denn das spanische Ministerium für Präsidiales, die Beziehungen zum Parlament und das demokratische Gedächtnis (Ministerio de la Presidencia, Relaciones con las Cortes y Memoria Democrática, MPR) hat am 08. Mai einen Staatsakt zum Gedenken und zur Ehrung der spanischen Exilanten durchgeführt. Das ist auch für mich ein guter Anlass, auf ein paar Bücher meiner Lieblingsautoren hinzuweisen, die das Thema des republikanischen Exils literarisch verarbeiten.
  • Der Philosoph José Luis Villacañas hat eine neue Biographie über den Humanisten Luis Vives geschrieben. Dazu gibt es auch den Link zu einem Video, in dem er anlässlich einer Veranstaltung mit dem Centro Sefarad-Israel das Buch vorstellt. Etwas länger, aber dafür etwas dialogischer, ist diese Buchbesprechung in der Fundación Juan March, die das Projekt finanziert hat. Auch Luis Vives ist streng genommen eine Art Exilant. Der Sohn von conversos verliess aus Sorge vor der Inquisition Spanien und lebte später hauptsächlich in Brügge. Er schrieb alle seine Werke in lateinischer Sprache.

Und wie immer gibt es zum Schluss etwas Musikalisches, Genussvolles oder etwas Nachdenkliches. Dieses Mal handelt es sich um eine Twitter-Reflexion des Kulturkritikers Jorge Carrión.

Viel Spass bei der Lektüre: Tertulia, vol. 11