Die Arbeit als Protagonist

Dank Twitter habe ich, in Zürich weilend, an einem Event der Cervantes-Institute in Hamburg und Bremen teilnehmen können. Am 25.04. informierte der Fachinformationsdienst Romanistik darüber, dass die geplante Vorführung des spanischen Films „La mano invisible“ (2016) von David Macián wegen der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht im Hamburger Kino3001 stattfinden würde, sondern online. So durfte ich mir aus der Ferne den Film, der auf dem gleichnamigen Roman des spanischen Autors Isaac Rosas beruht, anschauen.

Ein passender Film zum 1. Mai

In einem vermeintlichen Industrielager treffen sich täglich mehrere namenlose Menschen, um ihre Arbeit zu verrichten: Ein Maurer baut eine Mauer, die er dann abreißt; eine junge Frau setzt am Fließband Teile zusammen, ohne zu wissen, wofür sie verwendet werden; ein Metzger zerlegt verrottende Tiere; ein Lagerist bewegt Kisten von rechts nach links, eine Call-Center-Agentin sucht Teilnehmer für Umfragen, ein Informatiker entwickelt Programme, die alle Arbeiter kontrolliert. Sie stellen ihre Arbeiten vor, als wären sie auf einer Theaterbühne angeordnet. Alles wirkt düster und dunkel. Das Bühnenbild ist schwarz. Ein für uns nicht sichtbares Publikum begleitet dieses Spektakel der Arbeit. Es beobachtet die Aktivitäten auf der Bühne mit Klatschen und gelegentlichen Buhrufen.

Obwohl keiner der Arbeiter so richtig weiss, warum er tut, was er hier tut, ist es ihnen wichtig, überhaupt Arbeit zu haben. Wer keine Arbeit hat, hat keine Bühne, so scheint es. Das wird deutlich in den eingeblendeten Einstellungsgesprächen. In ihnen müssen sie eine Rekrutiererin, deren Stimme wir nur aus dem Off hören, überzeugen, weshalb ausgerechnet sie für diesen Job geeignet sind.

Bewertung

Wer ist nun die unsichtbare Hand? Der Kapitalismus, so wie Adam Smith ihn mit der Metapher der unsichtbaren Hand beschrieben hat, wäre die naheliegendste Antwort. Wir erfahren nicht wirklich, wer dieses Spektakel der eintönigen und sinnlosen Handgriffe inszeniert und letztlich auch die Verantwortung hat für das Geschehen. Letztlich können mit der „unsichtbaren Hand“ auch die Arbeiter selber gemeint sein, deren Leistungen wir im Alltag übersehen und erst als Arbeit wahrnehmen, wenn sie auf der Bühne inszeniert werden. Die Arbeit selber würde somit zum wahren Protagonisten des Films.

Der Film ist mit sparsamen Mitteln inszeniert. Dunkle Töne überwiegen. Die Schauspieler haben mich überzeugt. Glücklicherweise empfand ich den Film als weniger thesenartig, als ich zunächst aufgrund des Titels befürchtete. Mich hat der Film ein wenig an Kathrin Rögglas „Wir schlafen nicht“ erinnert, auch wenn die dort interviewten Unternehmensberater angeblich komplexeren Tätigkeiten nachgehen als die hier inszenierten Arbeiterinnen und Handwerker.

Bei dem Film handelt es sich um eine Eigenproduktion. Daher habe ich leider nicht ausfindig machen können, ob und wo man den Film online schauen könnte. Um Hinweise wäre ich dankbar. Dann nehme ich den Link gerne hier auf.

 

Erinnerungsschätze aus Kolumbien

Reisen finden derzeit im Kopf statt. Gerne erinnere ich mich an meine letzte Reise nach Medellín, im November 2019. Es scheint ewig her und doch habe ich erst jetzt die Fotos wieder angeschaut und etwas vorsortiert. Hier ein paar Impressionen, die ich gerne mit Euch teile.

Die meiste Zeit verbrachte ich in Medellín selbst, um dort Interviews zu führen. An den Wochenenden zog es mich ins Grüne, wobei auch die Stadt selber viele schöne Grünflächen anzubieten hat. Über meinen Ausflug nach Jardín habe ich bereits geschrieben.

Viele Erinnerungen, vieles zu erzählen. In den nächsten Wochen werde ich über lohnenswerte Ausflugsziele, interessante Projekte und gute Freunde in Antioquia, das Spötter auch gerne das „Texas Kolumbiens“ nennen, auf diesem Blog berichten.