50. Jahrestag des Militärputsches in Chile

Lange habe ich überlegt, ob ich einen eigenen Beitrag zu diesem wichtigen Ereignis der lateinamerikanischen Geschichte des 20. Jahrhunderts schreiben soll. Doch werden dieser Tage, in denen sich der Jahrestages des Militärputsches gegen die Regierung Salvador Allendes zum 50. Mal jährt, einige gute Rückblicke geschrieben bzw. dokumentiert, so dass ich Redundanz vermeiden und stattdessen auf diese verweisen kann.

Besonders empfehle ich die dreiteilige Dokumentationsserie Der Kampf um Chile von 1975-1979. Sie wird diese Woche von ARTE auch im analogen Fernsehen ausgestrahlt, ist aber bis 2026 in der Mediathek verfügbar. Sie ist ein wichtiges Zeitzeugnis der 70er Jahre und hat auch noch mein späteres Bild des Staatsstreiches als Schülerin geprägt.

Wie Gitte Cullmann für die Heinrich-Böll-Stiftung schreibt, sind aus den Wunden von damals Narben geworden. Sie hindern die politischen Seiten im Land (und außerhalb) immer noch daran, einen zukunftsgerichteten Diskurs im Umgang mit dieser gewalttätigen Machtübernahme Augusto Pinochets zu finden. Deshalb ist die Initiative des derzeitigen chilenischen Staatspräsidenten Gabriel Boric und vier seiner Vorgänger bzw. Vorgängerin, die seit dem Wiederherstellen der Demokratie das Land geführt haben, umso wichtiger. Sie appellieren, jenseits aller politischen Differenzen die Erinnerung an die Ereignisse wach zu halten, um die Demokratie weiter zu stärken. Ob die Initiative über den symbolischen Charakter hinaus etwas bewegen kann, ist völlig unklar. Es braucht mehr als Papier, um die zerstrittenen Parteien wieder miteinander ins Gespräch zu bringen.

Auch literarisch spielt der Militärputsch gegen Salvador Allende bis heute eine grosse Rolle. Anekdotisch empfehlen möchte ich an dieser Stelle Roberto Ampueros El último tango de Salvador Allende. Die taz hat eine Übersicht der bekanntesten Bücher zusammengestellt, in denen der Putsch behandelt wird. In dieser Übersicht finden sich neben fiktionalen Werken auch einige Sachbücher. Was Isabel Allende angeht, würde ich Mi país inventado ergänzen.

Für mich bleibt die Machtübernahme 1973 unweigerlich auch mit dem Tod Victor Jaras verbunden. Er ist für mich bis heute einer der wichtigsten politischen Kunstschaffenden Lateinamerikas. Seine Musik prägte die progressive deutsche Jugend der 80er Jahre. Jara wurde in den ersten Tagen nach dem Putsch mit vielen anderen brutal im Fussbaldstadion Santiago de Chiles gefoltert und gequält. Seine Leiche wurde am 16. September 1973 aufgefunden. Erst vor kurzem – vermutlich ist das Timing politisch mit Blick auf den Jahrestag motiviert – wurden die Verantwortlichen der Greueltat rechtskräftig verurteilt.