Was ist ein «cuento chino»?

Gestern Abend haben wir bei Nüsschen und einem Glas Wein eine DVD aus dem Regal gekramt. Wir sind der Meinung, es lohnt sich «Un cuento chino» (Ein Chinese zum Mitnehmen, Argentinien, 2011) mehr als einmal anzuschauen.

Der Film von Sebastián Borensztein handelt von der Begegnung des argentinischen Eisenwarenhändlers Roberto mit dem Chinesen Jun, der auf der Suche nach seinem Onkel nach Argentinien gekommen ist, ohne ein Wort Spanisch zu sprechen.

Trotz etwas Klamauk ist es ein stiller, melancholischer Film, der viele argentinische Vorurteile gegenüber der chinesischen Bevölkerung und China als Ganzes kritisch aufs Korn nimmt. Das fängt an mit der touristisch verklärenden Perspektive der Anfangsszene, in der die Braut in ihrem hochgeschlossenen traditionellen Kleid wie aus der Zeit gefallen erscheint. Das geht bis zum Titel des Films: Ein «cuento chino» ist im Spanischen nicht einfach nur eine chinesische Erzählung, sondern eine absurde, erfundene Geschichte. Es stellt sich jedoch heraus, dass die absurdeste und unglaublichste Geschichte von allen am Ende wahr ist (nun gut, zumindest im Film)…

Un cuento chino: significado y usos coloquiales.

Neues aus Nicaragua und Kolumbien

Im aktuellen Newsletter gehe ich auf die Situation des nicaraguanischen Schriftstellers Sergio Ramírez ein. Seinem ehemaligen Weggefährten aus der FSLN und heutigem Präsidenten Nicaraguas, Daniel Ortega, gefällt die beissende Systemkritik des Schriftstellers in seinem neuen Buch Tongolele no sabía bailar nicht. Er lässt den Schriftsteller per Haftbefehl suchen. Überhaupt versucht Ortega kritische Stimmen mundtot zu machen, indem er sie verhaften lässt. Das tut er, um seinen Gewinn bei den Präsidentschaftswahlen im November sicherzustellen.

Die beiden weiteren News kommen aus Kolumbien. Kolumbien führt im zweiten Jahr in Folge eine traurige Rangliste an: Nirgendwo sonst leben Umweltschützer und -aktivistinnen gefährlicher. Die gegenwärtige Regierung schafft es nicht, das Leben dieser Menschen wirksam zu schützen.

Auf der positiven Seite berichte ich von einem Projekt zum Schutz der Korallenriffe vor der kolumbianischen Insel San Andrés. Ziel ist es, mit Hilfe des 3D-Drucks Strukturen zu schaffen, die ein optimales Umfeld für die Ansiedlung neuer Korallen dort wieder herstellen, wo einem Riff bereits aufgrund des Klimawandels erhebliche Schäden zugefügt wurden. Das Projekt nahm seinen Anfang an der Zürcher ETH.

Hier geht es zum Newsletter: https://tertulia.substack.com/p/letters-from-nicaragua-and-colombia