Im September war ich mit 6 Freunden 6 Tage lang auf dem Camino francés unterwegs. Wir sind den Abschnitt von Logroño bis Burgos gewandert. In meinem aktuellen Newsletter berichte ich darüber. Wie ich nun einmal bin, besteht der Bericht aus höchst subjektiven Beobachtungen. Lest selbst: https://tertulia.substack.com/p/logrono-to-burgos-the-caminos-hidden?
Auf den Gleisen der Schmalspurbahn Feve lässt sich ein anderes Spanien erleben: grün, abwechslungsreich und voller Bahnromantik. Eine Annäherung.
— Read on zugpost.org/feve-schmalspurbahn/
Das 73. San Sebastián International Film Festival (SSIFF) bot dieses Jahr eine gute Auswahl an Filmen. Ich hatte den Eindruck, hier wird Kino für das Publikum gemacht, nicht nur für andere Filmleute. Die US-amerikanischen Celebrities, die mich sowieso weniger interessierten, hinterliessen wohl einen eher flüchtigen Eindruck.
Von den insgesamt elf Filmen, für die wir Tickets bekamen, waren zehn Neuerscheinungen aus dem aktuellen Jahr. Bis auf Franz haben wir ausschliesslich spanische und lateinamerikanische Filme angeschaut (wobei einige davon internationale Koproduktionen waren). Außerdem haben wir uns zum Abschluss am Samstagabend noch den mexikanischen Klassiker El callejón de los milagros (1995) in der Tabakalera gegönnt. Absolut empfehlenswert, mit Salma Hayek in ihrer ersten großen Rolle.
Hier sind nun meine drei Favoriten:
Un poeta, von Simón Mesa Soto
Un Poeta von Simón Mesa Soto ist ein kolumbianischer Film, der tief in die Seele von Medellín eintaucht. Der Film erzählt die Geschichte des Dichters Óscar Restrepo, dessen Leben von Liebe, Verlust und dem Kampf um künstlerische Anerkennung geprägt ist. Nach ersten Anfangserfolgen bleiben Inspiration und dichterische Produktivität auf der Strecke. Seine Schwester bringt’s auf den Punkt: «Du bist arbeitslos.»
Im Privaten bemüht sich Óscar um die Beziehung zu seiner Tochter, die bei der Mutter lebt. Beide Eltern sind schon lange getrennt. Der Dichter lebt bei seiner alten Mutter, die ihn herumkommandiert und ihm aber auch immer wieder das notwendige Geld zusteckt. Neue Hoffnung erfährt er durch seine talentierte Schülerin Yurlady, nachdem er sich auf Druck seiner Schwester als Lehrer einstellen lässt. Yurlady hat jedoch andere Pläne und will ein bescheidenes, aber sicheres Leben führen, anstatt Dichterin zu werden.
Der Film besticht durch seine authentische Darstellung des soziokulturellen Lebens in Medellín und seine humanistische Haltung. Mesa Sotos Blick ist oft satirisch und humorvoll, aber nie zynisch. Mir hat vor allem auch der kritische Blick auf mögliche Geldgeber für künstlerische Projekte gefallen: Welche Themen werden von Stiftungen und internationalen Fördervereinigungen nachgefragt? Wie sehr muss sich eine Künstlerin, in diesem Fall Yurlady, verbiegen, damit sie ihr Werk präsentieren darf? Wo bleibt dabei die Autonomie der Kunst? Jeder, der schon einmal einen Antrag bei einer Stiftung eingereicht hat, kennt dieses Thema.
Eloy de la Iglesia – adicto al cine, von Gaizka Urresti
Eloy de la Iglesia – adicto al cine ist eine Hommage auf den Filmregisseur Eloy Germán de la Iglesia Diéguez (1944-2006). Er gilt als eine der relevantesten Stimmen des spanischen Kinos der Transición. Der Dokumentarfilm bietet einen temporeichen Einblick in das Schaffen eines Regisseurs, der in Spanien sehr populär war, im Ausland jedoch wenig bekannt wurde. Die Doku zeigt seine Schaffenskraft, seine offen ausgelebte Homosexualität, die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Spaniens sowie die Existenzkrise, die seine Heroinabhängigkeit mit sich brachte. Der Film ist eine ausgezeichnete Einführung in das Werk von Eloy de la Iglesia und regt an, mehr von seinen Filmen zu entdecken. Ich muss aber zugeben, dass mich die Darstellung seines Person und seiner überbordenden künstlerischen Energie mehr als die in der Doku präsentierten Filme ansprachen. Viele davon schienen mir zu gewalttätig und pornographisch. Das ist nicht mein Ding. Am ehesten würde ich mir noch die Filme El diputado und El sacerdote anschauen.
In dem nachfolgenden Interview spricht Gaizka Urresti über seine Motivation für die Dokumentation:
Ciudad sin sueño, von Guillermo Galoe
Ciudad sin sueño von Guillermo Galoe ist ein Film, der die Lebensrealität der Gitanos und weiterer marginalisierter Gruppen in der Agglomeration von Madrid zeigt. Der Film folgt zwei Teenagern, Toni und Bilal, deren Familien in Wellblechhütten und unter extrem schwierigen Bedingungen in der «Cañada Real» leben. Da Madrid aufgrund seines dynamischen Wachstums mehr Bauland braucht, ist die informelle Siedlung im Südosten der Hauptstadt sehr interessant für die Immobilienbranche geworden. Die Menschen, die dort leben, sollen umgesiedelt werden. Bilals Familie zieht deshalb zu Verwandten nach Marseille, was Toni sehr zu schaffen macht. Er fühlt sich alleine gelassen. Obwohl die Zustände furchtbar sind – es gibt weder Strom noch Wasser, die Kriminalität ist hoch – widersetzt sich Tonis Großvater einem Umzug, weil er nur in dieser Umgebung seine Freiheit bewahren kann. Manu Yáñez deutet diese Haltung des Großvaters als heroischen Akt des Widerstands gegen den ungezähmten Kapitalismus der heutigen Zeit. Ich stimme nicht mit dieser Einschätzung überein. Ja, der dominante «Pai» und seine Frau bleiben, aber die jüngere Generation wird gehen und dem widersetzt sich der Alte auch nicht. Für mich signalisiert sein trotziges Bleiben daher eher einen nostalgischen Moment, die Welt der «Cañada Real» hat keine Zukunft mehr. Die Jungen müssen, wenn auch widerstrebend, einen neuen Weg finden.
Die Perspektive der Jugendlichen wird durch eine dynamische Kameraführung und Selfie-Aufnahmen mit aufregenden Farbfiltern eingefangen. Besonders beeindruckend sind die beiden jugendlichen Darsteller, die ihre Rollen mit großer Authentizität spielen. Diese Augen! Der Film lässt das Publikum stets selbst entscheiden, ohne moralisierend zu wirken, und zeigt, wie Toni und seine Familie ihren Weg finden müssen.
Die Auswahl der Filme, die wir besuchten, hing stark von der Verfügbarkeit der Tickets und den Spielzeiten ab. Wir konnten beispielsweise den Siegerfilm des Festivals, Los domingos, nicht sehen, da die Tickets bereits ausverkauft waren, als wir noch auf dem Camino irgendwo zwischen Logroño und Nájera unterwegs waren (darüber mehr in einem späteren Post). Dennoch war alles in allem der Kauf der Tickets stressfrei, denn jeden Tag kamen nochmals Resttickets in den Verkauf. Die Organisation des Festivals erschien uns perfekt. Nur manches Mal gingen wir eben leer aus, vor allem bei den spanischen Produktionen, die nur eine Aufführung hatten (wie beispielsweise die Doku über Almudena Grandes, die ich sehr gern gesehen hätte). Da ich das erste Mal beim Filmfestival dabei war, kann ich auch keine qualitativen Vergleiche zu den Vorjahren ziehen. So ist also die Auswahl und Bewertung höchst subjektiv.
Insgesamt war das Festival eine bereichernde Erfahrung, die einen guten Einblick in die spanische Filmlandschaft und aktuelle gesellschaftliche Themen geboten hat. Die Spielstätten waren von unserer Wohnung alle über einen Spaziergang entlang der Concha zu erreichen. Überhaupt kann man in San Sebastián fast alles zu Fuss erreichen, ähnlich wie in Locarno. Es gibt zudem, anders als zum Beispiel in Berlin, jederzeit und überall Kneipen und Restaurants, die zwar sehr gut gefüllt sind, in denen man dennoch nach den Veranstaltungen noch ein Plätzchen findet, um das Gesehene zu besprechen. Wir fahren gerne wieder hin.
In Zürich liegt der erste Schnee. Zeit, endlich meine Fotos vom Sommer nochmals anzuschauen und das laufende Reisetagebuch zu aktualisieren. Auf meinem aktuellen Newsletter findet Ihr meinen Rückblick in englischer Sprache – mit vielen Fotos. Kommt mit nach Donostia, Olite und Bilbao. Hier geht’s zum Reisetagebuch: https://tertulia.substack.com/p/exploring-the-basque-country
PS: Wir waren auch noch in Hendaye, Hondarribia, Pamplona und Gernika, um auch ohne Wandern möglichst nah am Camino del Norte zu bleiben; aber dazu vielleicht später einmal mehr…
Heute möchte ich Euch einen brandneuen Podcast vorstellen, in dem monatlich Themen präsentiert werden sollen, die Spanien beschäftigen. Er heisst Sangría – und sonst?
Moderiert und gestaltet wird der Podcast von zwei Journalistinnen: Julia Macher berichtet aus Barcelona, Antonia Schäfer aus Madrid. Bereits die erste Episode zeigt, dass diese Verortung nicht bedeutet, dass sich die beiden Podcasterinnen auf die beiden Metropolen beschränken, sondern auch aus anderen spanischen Regionen berichten, die thematisch jeweils relevant sind. Julia Macher ist seit vielen Jahren als freie Journalistin tätig und arbeitet u.a. für die Wochenzeitung die ZEIToder auch für den Deutschlandfunk und die Blätter für deutsche und internationale Politik. Antonia Schäfer ist ebenfalls als freie Journalistin tätig und arbeitet ebenfalls für dieZEIT, Die Deutsche Welle und den Spiegel. Während ich Julia Macher vor allem dafür schätze, dass sie immer wieder spannende Themen aus der vermeintlichen spanischen Provinz für ein deutsches Publikum aufbereitet, kannte ich Antonia Schäfer bisher vor allem durch ihre Videobeiträge aus Kolumbien, von wo sie 2 Jahre berichtet hat.
Gute persönliche, kulturelle und fachliche Voraussetzungen also für einen inhaltlich wertvollen Podcast, der nicht nur Klischees bedienen will. Die erste Episode hat mich überzeugt. Es geht um Overtourism in Spanien und wie Spanien in verschiedenen Regionen – im Mittelpunkt des Podcasts stehen Barcelona, Mallorca und Teneriffa – mit diesem umgeht. Die beiden stützen ihre differenzierten Aussagen auf Interviews, die sie im Rahmen ihrer Aufträge führen/geführt haben. Es geht also weniger um die eigene Einschätzung, sondern um die Vermittlung der spanischen Wahrnehmung des Themas. Die beiden wechseln sich gut ab und führen das Gespräch fragegeleitet. Der Podcast ist technisch sehr solide produziert und kommt glücklicherweise auch ohne den inzwischen vielfach üblichen Podcast-Schnickschnack (z.B. unterlegte Musik, Werbeunterbrechungen, Jingles und andere hektische Audio-Einsprengsel) aus, der mich so nervt. Zumindest bei der ersten Episode bleiben sie unter einer Stunde Laufzeit, was ich auch sehr angenehm finde.
Einen Punkt würde ich anders machen: Es könnte mehr O-Töne geben, die dann in deutscher Sprache kurz zusammengefasst werden. Ich bin überzeugt, dass viele Spanien-begeisterte Hörerinnen und Hörer dieses Podcasts des Spanischen so weit mächtig sind, dass sie grob folgen können bzw. durch die Zusammenfassung erfahren, wie viel sie verstanden haben 😎. Rieke Havertz und Klaus Brinkbäumer machen das in ihrem Podcast Okay, America? beispielsweise sehr gut, indem sie immer wieder an zentralen Stellen englische O-Töne bringen, die sie dann in deutscher Sprache zusammenfassend wiedergeben.
Ich jedenfalls wünsche dem Podcast viel Erfolg und ein langes Leben und freue mich auf die nächste Episode. Ich finde es toll, dass regelmässig aus Spanien über Spanien berichtet wird.
Im April war ich für eine gute Woche in Nerja, einem Küstenort etwa 60 km östlich von Málaga. Ich habe mich am Mittelmeer sehr gut erholt und vieles unternommen. Die Temperaturen waren angenehm und der Jahreszeit angemessen. An zwei Tagen trübte der Sandwind Calima etwas die Sicht, vor allem am Morgen. Anders als die nördlicheren Provinzen Spaniens blieben wir allerdings von Schlammregen verschont.
Gewohnt haben wir im Parador, der auf einer Klippe direkt über der Playa Burriana (s. Foto) thront. Die Gartenanlage ist wunderschön und ein Paradies für Vögel.
Die Highlights des Aufenthalts könnt Ihr in meinem Newsletter nachlesen: die Wanderung nach Frigiliana, ein Sonntagskonzert in der Kapelle an der Plaza de la Ermita und unser Ausflug zum Museo Carmen Thyssen in Málaga.
In meinem aktuellen englischsprachigen Newsletter schreibe ich über drei Events aus der Welt des Ladino, der Sprache der sephardischen Juden. Dabei geht es um folgende drei Aktivitäten:
Bereits im Januar stattgefunden hat der 7. New Yorker Ladino Day, dieses Mal mit überraschendem Besuch.
Für die Publikation des beliebten Kinderbuches Romances de la rata sabia in Ladino werden noch Spenden gesucht, denn das Fundraising-Ziel ist noch nicht erreicht. Die Übersetzung ist bereits fertiggestellt.
Im Sommer findet an der Hebrew University in Jerusalem ein Intensivkurs für Ladino und die sephardische Kultur statt.
Details zu diesen Events und kulturellen Aktivitäten könnt Ihr in meinem Newsletter nachlesen.
Letzte Woche schrieben rund 300 deutsche Touristen an Bord des Kreuzfahrtschiffs MS Hamburg Geschichte, als sie in der kolumbianischen Hafenstadt Buenaventura anlegten. Während ihres Besuchs machten die Touristen das, was Touristen auf Tagesausflug so tun: Sie schlenderten den Malecón entlang, genossen ein traditionelles Mittagessen, erkundeten ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet und schlossen ihren Ausflug auf einem Markt für Kunsthandwerk ab, um Souvenirs einzukaufen.
Das Ereignis erregte in Kolumbien landesweites Medieninteresse. Denn welcher Kolumbianer, welche Kolumbianerin, so fragten einige spitz, will schon in Buenaventura Ferien machen? Buenaventura ist eine der Städte Kolumbiens mit der höchsten Kriminalitätsrate. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Abwanderungsrate daher ebenfalls. In meinem aktuellen Newsletter zeichne ich die Debatte nach. Dort könnt Ihr die Debatte um die touristische Zukunft der Stadt am Pazifik nachlesen.
Das diesjährige Filmfestival von Locarno hat dem klassischen mexikanischen Kino eine unterhaltsame und künstlerisch wertvolle Retrospektive gewidmet.
Filmland Mexiko
Mexiko gilt heute als eines der bedeutensten und produktivsten Kinoländer der Welt. Guillermo del Toro, Alejandro González Iñárritu, Alfonso Cuarón und Natalia Beristain gehören zu den bekannteren Namen der internationalen Kinowelt. Doch die Relevanz des mexikanischen Kinos beschränkt sich nicht nur auf die Gegenwart. Das Filmfestival von Locarno hat dem klassischen mexikanischen Kino der 1940er bis 1960er Jahre seine diesjährige Retrospektive gewidmet. Kuratiert wurde die Retrospektive von Programmgestalter und Filmkritiker Olaf Möller, dem Kritiker Roberto Turigliatto und dem Direktor der Filmbibliothek der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), Hugo Villa. Ihren Titel «Espectáculo a diario» (Alltägliches Spektakel) trägt der Tatsache Rechnung, dass das Kino in jenen Jahrzehnten zur alltäglichen Unterhaltung weiter (städtischer) Bevölkerungskreise zählte. Eine Übersicht über alle Filme findet sich im Programm des Filmfestivals. Die Retrospektive bestand aus insgesamt 30 Filmen aus den Jahren 1940 bis 1969. Die Retrospektive zeigt deutlich, dass das mexikanische Kino jener Epoche nicht auf die heute noch bekannten Namen Cantinflas und María Félix reduziert werden sollte.
Meine Filmauswahl
Leider habe ich nur einen Bruchteil der angebotenen Filme sehen können, denn ich war nur vom 09. bis zum 12.08. vor Ort in Locarno. Neben der mexikanischen Retrospektive wollte ich schliesslich auch noch einige neue Filme sehen. Hier sind meine ausgewählten Filme:
La música de siempre(1956) war einer der ersten Farbfilme, die in Mexiko gedreht wurden. Die Handlung ist recht belanglos. Es geht darum, eine Rahmenhandlung zu finden, die es einer Filmcrew erlaubt, musikalische Szenen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, sinnstiftend aneinanderzureihen. Das ist sehr lustig und kurzweilig gestaltet, hatte aber einen ernsthaften sozialen Hintergrund. Bei dem Film handelt es sich sozusagen um eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme für Künstler und Künstlerinnen, da der damalige Gouverneur von Mexiko-Stadt sehr hart gegen die Unterhaltungsbranche vorging. Regie führte der Chilene Tito Davison. Ich habe mich köstlich amüsiert.
El caso de la mujer asesinadita (1955) ist ebenfalls ein höchst unterhaltsamer und vergnüglicher Film, bei dem erneut Tito Davison Regie führte. Eine reiche Frau lebt ein langweiliges Leben in ihrem prächtigen Haus. Da sie sich langweilt, liest sie viel. Diese Lektüren führen zu wilden Träumen und Vorahnungen über ihre eigene Ermordung. Der Film basiert auf dem Theaterstück von Miguel Mihura und Alvaro Laiglesia, wodurch er wie eine Art Kammerspiel wirkt.
Eine der imaginierten Szenen aus dem Film La mujer asesinadita
El corazon y la espada (1953) ähnelt vielen anderen Mantel-und-Degen-Filmen, die im Mittelalter angesiedelt sind. Das Besondere daran ist jedoch, dass es der erste mexikanische Film war, der in 3D gedreht wurde. Die Degen reichen förmlich in den Publikumsraum hinein. Die einfache Filmkulisse, die die Innenräume der Alhambra darstellen soll, erreicht so einen eindrucksvollen räumlichen Effekt. Der Plot ist ebenfalls schnell erzählt. Ein spanischer Edelmann möchte sich am Kalifen von Granada für den Tod seiner Eltern rächen. Ihn begleiten Ponce de León auf der Suche nach der Rose von Granada, die ewige Jugend verspricht, und Lolita, die das alchimistische Rezept für Gold in Granada sucht. Der Film nimmt es mit den historischen Fakten nicht allzu genau. Auch die Darstellungen der unterschiedlichen Kulturen dienen eher der dekonstruktivistischen Auseinandersetzung mit historisch geläufigen Stereotypen als der historischen Wahrheitsfindung. Regie führten Edward Dein und Carlos Véjar Jr. Die Rolle der Lolita wird übrigens von Katy Jurado gespielt, der ersten lateinamerikanischen Schauspielerin, die einen Golden Globe Award für ihre Nebenrolle im Filmklassiker High Noon erhielt.
Filmposter El corazón y la espada (der Film wurde in Locarno in S/W gezeigt)
Einordnung der Retrospektive
Leider hat die Zeit nicht für mehr Filme gereicht. Die beiden folgenden Links beinhalten eine umfassendere Bewertung der Retrospektive: einmal aus mexikanischer Perspektive, einmal aus Schweizer Sicht. Auf der Filmplattform MUBI sind einige der in Locarno vorgestellten Filme kostenlos zu sehen. Sicherlich wird man auch auf YouTube teilweise fündig. Unbedingt nachschauen möchte ich den Film La mujer murciélago und einen der zahlreichen Horrorfilme. Obwohl Horror sonst nicht zu meinen Genres gehört, erwarte ich mir vom mexikanischen Kino einen künstlerisch lustvollen Umgang mit dem Tod und seinen vermeintlichen Schrecken.
Ich war jedenfalls begeistert über die originelle und selbstbewusste Art und Weise, wie in Mexiko Filmtraditionen etwa aus den USA übernommen, emuliert bzw. auch ganz neu geschaffen wurden. Bemerkenswert ist auch – darauf wies auch Kurator Olaf Möller in einer seiner kurzen Einführungen zu den Filmen hin – wie international das mexikanische Kino in jenen Jahren bereits aufgestellt war.
Die heutigen Filmschaffenden Mexikos haben mit dem klassischen mexikanischen Kino grossartgie Vorbilder erhalten, die sie auch heute noch wertschätzen. Dies zeigt sich z.B. darin, dass der Film El suavecito dank der Zusammenarbeit mit Guillermo Del Toro restauriert werden konnte. Dank der Retrospektive «Espectáculo a diario» hat endlich auch eine grösseres Kinopublikum wieder Gelegenheit erhalten, diese Filme neu zu entdecken.
Es ist schon eine Weile her; aber wenn ich an den letzten Sommerurlaub in Lissabon zurückdenke, läuft mir schnell das Wasser im Mund zusammen. Da wir mir unserem Sohn unterwegs waren, der sich ausschliesslich vegan ernährt, haben wir uns konsequent für vegane Restaurants entschieden. Dies auch, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass in vielen konventionellen Restaurants Pommes Frites und Salat die einzigen veganen Angebote sind.
Eine Auswahl unserer Favoriten habe ich in meinem letzten Newsletter zusammengestellt, gerade rechtzeitig für die neue Sommersaison. Lissabon hat vegan viel zu bieten. Teils gibt es die typischen internationalen veganen Gerichte (vor allem Curry, Dal, Burger, Pies), die inzwischen überall in den grossen Metropolen angeboten werden. Teils gibt es aber auch phantasievolle vegane Variationen der einheimischen Küche. Gute Reise und guten Appetit!