Im April war ich für eine gute Woche in Nerja, einem Küstenort etwa 60 km östlich von Málaga. Ich habe mich am Mittelmeer sehr gut erholt und vieles unternommen. Die Temperaturen waren angenehm und der Jahreszeit angemessen. An zwei Tagen trübte der Sandwind Calima etwas die Sicht, vor allem am Morgen. Anders als die nördlicheren Provinzen Spaniens blieben wir allerdings von Schlammregen verschont.
Gewohnt haben wir im Parador, der auf einer Klippe direkt über der Playa Burriana (s. Foto) thront. Die Gartenanlage ist wunderschön und ein Paradies für Vögel.
Die Highlights des Aufenthalts könnt Ihr in meinem Newsletter nachlesen: die Wanderung nach Frigiliana, ein Sonntagskonzert in der Kapelle an der Plaza de la Ermita und unser Ausflug zum Museo Carmen Thyssen in Málaga.
In meinem aktuellen englischsprachigen Newsletter schreibe ich über drei Events aus der Welt des Ladino, der Sprache der sephardischen Juden. Dabei geht es um folgende drei Aktivitäten:
Bereits im Januar stattgefunden hat der 7. New Yorker Ladino Day, dieses Mal mit überraschendem Besuch.
Für die Publikation des beliebten Kinderbuches Romances de la rata sabia in Ladino werden noch Spenden gesucht, denn das Fundraising-Ziel ist noch nicht erreicht. Die Übersetzung ist bereits fertiggestellt.
Im Sommer findet an der Hebrew University in Jerusalem ein Intensivkurs für Ladino und die sephardische Kultur statt.
Details zu diesen Events und kulturellen Aktivitäten könnt Ihr in meinem Newsletter nachlesen.
Letzte Woche schrieben rund 300 deutsche Touristen an Bord des Kreuzfahrtschiffs MS Hamburg Geschichte, als sie in der kolumbianischen Hafenstadt Buenaventura anlegten. Während ihres Besuchs machten die Touristen das, was Touristen auf Tagesausflug so tun: Sie schlenderten den Malecón entlang, genossen ein traditionelles Mittagessen, erkundeten ein nahe gelegenes Naturschutzgebiet und schlossen ihren Ausflug auf einem Markt für Kunsthandwerk ab, um Souvenirs einzukaufen.
Das Ereignis erregte in Kolumbien landesweites Medieninteresse. Denn welcher Kolumbianer, welche Kolumbianerin, so fragten einige spitz, will schon in Buenaventura Ferien machen? Buenaventura ist eine der Städte Kolumbiens mit der höchsten Kriminalitätsrate. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Abwanderungsrate daher ebenfalls. In meinem aktuellen Newsletter zeichne ich die Debatte nach. Dort könnt Ihr die Debatte um die touristische Zukunft der Stadt am Pazifik nachlesen.
Das diesjährige Filmfestival von Locarno hat dem klassischen mexikanischen Kino eine unterhaltsame und künstlerisch wertvolle Retrospektive gewidmet.
Filmland Mexiko
Mexiko gilt heute als eines der bedeutensten und produktivsten Kinoländer der Welt. Guillermo del Toro, Alejandro González Iñárritu, Alfonso Cuarón und Natalia Beristain gehören zu den bekannteren Namen der internationalen Kinowelt. Doch die Relevanz des mexikanischen Kinos beschränkt sich nicht nur auf die Gegenwart. Das Filmfestival von Locarno hat dem klassischen mexikanischen Kino der 1940er bis 1960er Jahre seine diesjährige Retrospektive gewidmet. Kuratiert wurde die Retrospektive von Programmgestalter und Filmkritiker Olaf Möller, dem Kritiker Roberto Turigliatto und dem Direktor der Filmbibliothek der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM), Hugo Villa. Ihren Titel «Espectáculo a diario» (Alltägliches Spektakel) trägt der Tatsache Rechnung, dass das Kino in jenen Jahrzehnten zur alltäglichen Unterhaltung weiter (städtischer) Bevölkerungskreise zählte. Eine Übersicht über alle Filme findet sich im Programm des Filmfestivals. Die Retrospektive bestand aus insgesamt 30 Filmen aus den Jahren 1940 bis 1969. Die Retrospektive zeigt deutlich, dass das mexikanische Kino jener Epoche nicht auf die heute noch bekannten Namen Cantinflas und María Félix reduziert werden sollte.
Meine Filmauswahl
Leider habe ich nur einen Bruchteil der angebotenen Filme sehen können, denn ich war nur vom 09. bis zum 12.08. vor Ort in Locarno. Neben der mexikanischen Retrospektive wollte ich schliesslich auch noch einige neue Filme sehen. Hier sind meine ausgewählten Filme:
La música de siempre(1956) war einer der ersten Farbfilme, die in Mexiko gedreht wurden. Die Handlung ist recht belanglos. Es geht darum, eine Rahmenhandlung zu finden, die es einer Filmcrew erlaubt, musikalische Szenen, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, sinnstiftend aneinanderzureihen. Das ist sehr lustig und kurzweilig gestaltet, hatte aber einen ernsthaften sozialen Hintergrund. Bei dem Film handelt es sich sozusagen um eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme für Künstler und Künstlerinnen, da der damalige Gouverneur von Mexiko-Stadt sehr hart gegen die Unterhaltungsbranche vorging. Regie führte der Chilene Tito Davison. Ich habe mich köstlich amüsiert.
El caso de la mujer asesinadita (1955) ist ebenfalls ein höchst unterhaltsamer und vergnüglicher Film, bei dem erneut Tito Davison Regie führte. Eine reiche Frau lebt ein langweiliges Leben in ihrem prächtigen Haus. Da sie sich langweilt, liest sie viel. Diese Lektüren führen zu wilden Träumen und Vorahnungen über ihre eigene Ermordung. Der Film basiert auf dem Theaterstück von Miguel Mihura und Alvaro Laiglesia, wodurch er wie eine Art Kammerspiel wirkt.
El corazon y la espada (1953) ähnelt vielen anderen Mantel-und-Degen-Filmen, die im Mittelalter angesiedelt sind. Das Besondere daran ist jedoch, dass es der erste mexikanische Film war, der in 3D gedreht wurde. Die Degen reichen förmlich in den Publikumsraum hinein. Die einfache Filmkulisse, die die Innenräume der Alhambra darstellen soll, erreicht so einen eindrucksvollen räumlichen Effekt. Der Plot ist ebenfalls schnell erzählt. Ein spanischer Edelmann möchte sich am Kalifen von Granada für den Tod seiner Eltern rächen. Ihn begleiten Ponce de León auf der Suche nach der Rose von Granada, die ewige Jugend verspricht, und Lolita, die das alchimistische Rezept für Gold in Granada sucht. Der Film nimmt es mit den historischen Fakten nicht allzu genau. Auch die Darstellungen der unterschiedlichen Kulturen dienen eher der dekonstruktivistischen Auseinandersetzung mit historisch geläufigen Stereotypen als der historischen Wahrheitsfindung. Regie führten Edward Dein und Carlos Véjar Jr. Die Rolle der Lolita wird übrigens von Katy Jurado gespielt, der ersten lateinamerikanischen Schauspielerin, die einen Golden Globe Award für ihre Nebenrolle im Filmklassiker High Noon erhielt.
Einordnung der Retrospektive
Leider hat die Zeit nicht für mehr Filme gereicht. Die beiden folgenden Links beinhalten eine umfassendere Bewertung der Retrospektive: einmal aus mexikanischer Perspektive, einmal aus Schweizer Sicht. Auf der Filmplattform MUBI sind einige der in Locarno vorgestellten Filme kostenlos zu sehen. Sicherlich wird man auch auf YouTube teilweise fündig. Unbedingt nachschauen möchte ich den Film La mujer murciélago und einen der zahlreichen Horrorfilme. Obwohl Horror sonst nicht zu meinen Genres gehört, erwarte ich mir vom mexikanischen Kino einen künstlerisch lustvollen Umgang mit dem Tod und seinen vermeintlichen Schrecken.
Ich war jedenfalls begeistert über die originelle und selbstbewusste Art und Weise, wie in Mexiko Filmtraditionen etwa aus den USA übernommen, emuliert bzw. auch ganz neu geschaffen wurden. Bemerkenswert ist auch – darauf wies auch Kurator Olaf Möller in einer seiner kurzen Einführungen zu den Filmen hin – wie international das mexikanische Kino in jenen Jahren bereits aufgestellt war.
Die heutigen Filmschaffenden Mexikos haben mit dem klassischen mexikanischen Kino grossartgie Vorbilder erhalten, die sie auch heute noch wertschätzen. Dies zeigt sich z.B. darin, dass der Film El suavecito dank der Zusammenarbeit mit Guillermo Del Toro restauriert werden konnte. Dank der Retrospektive «Espectáculo a diario» hat endlich auch eine grösseres Kinopublikum wieder Gelegenheit erhalten, diese Filme neu zu entdecken.
Es ist schon eine Weile her; aber wenn ich an den letzten Sommerurlaub in Lissabon zurückdenke, läuft mir schnell das Wasser im Mund zusammen. Da wir mir unserem Sohn unterwegs waren, der sich ausschliesslich vegan ernährt, haben wir uns konsequent für vegane Restaurants entschieden. Dies auch, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass in vielen konventionellen Restaurants Pommes Frites und Salat die einzigen veganen Angebote sind.
Eine Auswahl unserer Favoriten habe ich in meinem letzten Newsletter zusammengestellt, gerade rechtzeitig für die neue Sommersaison. Lissabon hat vegan viel zu bieten. Teils gibt es die typischen internationalen veganen Gerichte (vor allem Curry, Dal, Burger, Pies), die inzwischen überall in den grossen Metropolen angeboten werden. Teils gibt es aber auch phantasievolle vegane Variationen der einheimischen Küche. Gute Reise und guten Appetit!
Zur Vorbereitung unserer jährlichen Wanderung auf dem Camino de Santiago habe ich endlich Sergio del Molinos Essay La España vacía. Viaje a un país que nunc tue (2016) gelesen.
Meine Besprechung findet sich – wie immer – in meinem gleichnamigen Newsletter in englischer Sprache. Hier könnt Ihr die Kritik nachlesen: https://tertulia.substack.com/p/empty-spain
Auch wenn der Titel einen Reisebericht suggeriert, ist es doch eine Art komplementäre und selektive Literaturgeschichte Spaniens, die gutes Vorwissen voraussetzt.
Die deutsche Übersetzung ist übrigens im letzten Jahr unter dem Titel Leeres Spanien. Reise in ein Land, das es nie gab im Wagenbach-Verlag erschienen. Übersetzt wurde das Buch von Peter Kultzen.
Die Via de la Plata ist der längste der spanischen Caminos, die nach Santiago de Compostela führen. Mein Mann und ich haben die Osterpause genutzt, um mehrere Etappen dieses Pilgerwegs zwischen Sevilla und Mérida zu meistern. Damit die Erholung nicht zu kurz kommt und auch eine erneute Infektion mit dem Coronavirus verhindert wird, haben wir uns in sehr netten Hotels einquartiert. Generell aber ist es so, dass es auf dieser Strecke kaum öffentliche Herbergen gibt. Wir haben es sehr gut gehabt. Die täglichen Wanderetappen waren zwischen 16 und 26 km lang.
PS: Die Kacheln oben aus dem Beitragsbild stammen übrigens aus dem Alcázar in Sevilla, aus einem Saal, der für die Hochzeit Karls V. mit Isabella von Portugal neu hergerichtet wurde.
Die US-amerikanische Kulturanthropologin Ruth Béhar hat 2002 einen Dokumentarfilm über ihre eigene Identitätssuche gedreht. Filme verdanken ihren Erfolg manchmal ihrem Titel: «Adio kerida» («Goodbye, dear love») ist eines der bekanntesten sefardischen Volkslieder.
Ruth Béhar ist in La Habana geboren. Ihre Eltern sind beide in den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Kuba ausgewandert, um vor dem wachsenden Antisemitismus in Europa zu fliehen. Ihre Grosseltern mütterlicherseits waren jiddisch-sprechende Ashkenazi aus dem heutigen Polen/Russland. Ihre Grosseltern väterlicherseits kamen aus der Nähe von Istanbul und sprachen Ladino, das altertümliche Spanisch der vertriebenen sefardischen Juden. Kuba zeigte sich in den Zwanziger Jahren noch recht grosszügig gegenüber jüdischen Flüchtlingen. Die Motivation für die Aufnahme hatte jedoch ebenfalls rassistische Hintergründe: Die weisse Oberschicht, so Béhar, war daran interessiert, mehr Weisse ins Land zu holen, weil sie immer mehr Angst vor der afrikanisch-stämmigen Bevölkerung Kubas bekamen. Die jüdischen Neu-Kubaner waren häufig selbständige Kaufleute. Viele hatten ihre Geschäfte in der Calle de los Oficios. Nach der Revolution wurden sie enteignet. Auch Béhars Familie zog es wieder weg. Sie siedelte sich schliesslich in Queens/New York an. Als Anthropologin machte sich dann Béhar im Erwachsenenalter auf die Suche nach den Spuren ihrer Familie in Kuba.
Béhar führt uns in ihrem Dokumentarfilm an viele Orte, die sie in Kuba besucht hat. Da ist zum einen das Elternhaus in La Habana, das gleich neben der Synagoge stand. In ihm leben heute noch die ehemaligen Hausangestellten. Auch Möbel und Geschirr sind noch von damals. Gemeinsam besuchen wir mit ihr auch die ehemaligen und noch bestehenden Synagogen in La Habana. Bizarrerweise befand sich die erste sefardische Synagoge, die 1914 gegründet wurde, in der Calle Inquisidor. Sie ist heute eine Ruine. Béhar spricht auf ihren Besuchen auch mit den wenigen Juden, die nach der Revolution blieben. Während die einen darauf beharren, dass sie auch in Kuba als Juden respektiert werden können, möchten andere endlich aus Kuba wegkommen und nach Israel auswandern. Israel zahlt Ausreisewilligen Überfahrt und den Start im neuen Land. Béhar trifft auch Exil-Kubaner in Miami, die in ihren Seniorenheimen die Traditionen sefardischer Gebäcksorten aufrecht erhalten. Die Börekitas erinnern jedenfalls mehr an die türkische Küche als an die kubanische.
Der Film verläuft sehr ruhig. Die Kameraführung hat einen privaten, fast intimen Charakter, was auch damit zu tun haben mag, dass Béhars Sohn Gabriel für die Aufnahmen verantwortlich war. Im Gedächtnis geblieben ist mir das Interview mit dem Promi-Friseur Sami. Auch er ist ein Kubaner, dessen jüdische Familie zunächst aus der Türkei in Kuba gelandet war und nach der Revolution weiter nach Miami zog (im Jargon Miamis ein „Juban“. Er sagt, er sei froh für die Offenheit, die er dem Zusammentreffen so vieler verschiedener Kulturen in seiner Person verdanke.
Der Film ist denjenigen zu empfehlen, die sich für die Diaspora des sefardischen Judentums in Amerika interessieren. Sehr angenehm fand ich, dass Béhar ihre Geschichte sehr persönlich erzählt und keinen Drang empfindet, ihre Erfahrungen bewertend zu verallgemeinern. Wer sich mit Béhars Motivation auch aus akademischer Sicht beschäftigen möchte, dem empfehle ich ihren Artikel «While Waiting for the Ferry to Cuba: Afterthoughts about Adio Kerida» aus der Michigan Quarterly Review (er ist frei zugänglich). Es gibt übrigens unzählige Varianten des Volksliedes «Adio Kerida», aber keine ist so schmissig wie die kubanische am Ende des Dokumentarfilms. Ich habe sie weder auf YouTube noch auf Spotify gefunden. Alleine deshalb lohnt sich der spanischsprachige Film. Er kann auf Vimeo für 48 Stunden ausgeliehen werden:
Vor einem Jahr war ich das letzte Mal in Kolumbien. Seither mache ich virtuelle Reisen mit Hilfe von Skype und Zoom dorthin, um mit den Freundinnen in Kontakt zu bleiben, und höre auch viele Podcasts aus Kolumbien. Einen dieser Podcasts habe ich auch bereits an dieser Stelle vorgestellt. Es handelt sich um Richard McColls wöchentliche Sendung ColombiaCalling.
Natürlich helfen auch Bücher, die Auseinandersetzung mit dem schwierigen und schönen Land weiterzuführen, ohne selbst vor Ort zu sein. Richard McColl hat im Sommer mit Hilfe seiner Follower eine Liste mit dem Titel „Required Reading Colombia“ zusammengestellt. Auch ich habe mich am Entstehen dieser Liste beteiligt. Ich gebe sie auch hier gerne wieder (McColls Seite hat leider keinen Repress-Button) und habe gleichzeitig alle die Titel farbig markiert, die ich selber bereits gelesen habe.
Abad Faciolince, Hector. Oblivion, 2013 (El olvido que seremos, 2006)).
Alvarez Gardeazábal, Gustavo. Cóndores no entierran todos los días, 1985.
Arana, Marie. Bolívar, American Liberator, 2014.
Ballvé, Teo. The Frontier Effect: State Formation and Violence in Colombia, 2020.
Behar, Olga. Noches de humo. Los protagonistas, 2010.
Bennion, Neil. Dancing Feat: One Man’s Mission to Dance Like a Colombian, 2014.
Betancourt, Ingrid. Even Silence has an End: My six years of captivity, Penguin Press 2010. (No hay silencio que no termine, 2010).
Bibliowicz, Azriel. Rumor Del Astracan, 2013.
Birenbaum Quintero, Michael. Rites, Rights and Rhythms: A Genealogy of Musical Meaning in Colombia’s Black Pacific, 2018.
Bowden, Mark. Killing Pablo: The Hunt for the World’s Greatest Outlaw, 2018.
Britto, Lina. Marijuana Boom: The Rise and Fall of Colombia’s First Drug Paradise, 2020.
Brodzinsky, Sibylla. Throwing Stones at the Moon: Narratives from Colombians Displaced by Violence, 2012.
Vallejo, Fernando. La virgen de los sicarios, 2017.
Various Authors. Voices of Bogotá: A Short Story Collection – Various Authors, 2018.
Vásquez, Juan Gabriel. The Sound of Things Falling. 2014
Villalon, Carlos. Coca. The Lost War on Drugs. 2018.
Young, Rusty. Colombiano, 2019.
Zanetti, Luca. Colombia: On the Brink of Paradise, 2018.
Zapata Olivella, Manuel. Changó, el gran putas, 1983.
Zuleta, Estanislao. Colombia: violencia, democracia y derechos humanos, 1991.
Es gäbe also noch viel zu lesen, aber wichtig ist auch der persönliche Fokus. Es ist sicherlich unverzichtbar, sich mit den Basisthemen „Drogenhandel“ und „Violencia“ gut auszukennen, um Kolumbien und seine Literatur besser zu verstehen. Gerade die tagtägliche Gewalt darf in dieser Zeit nicht vergessen werden. In den letzten beiden Jahren sind nämlich so viele politisch aktive Menschen wie schon lange nicht mehr in Kolumbien umgebracht worden. Leider berichten die grossen Medien immer weniger darüber. Ich finde aber, man darf Kolumbien auch nicht auf diese beiden Themen reduzieren. Ich kann beispielsweise die ganze Narcos-Literatur nicht mehr sehen.
Zwei Autoren könnten aus meiner Sicht etwas prominenter auf der Liste vertreten sein. Das sind Juan Gabriel Vázquez und Tomás González. Beide überzeugen mich inhaltlich wie auch stilistisch. Ich lese auch gerne die Bücher meines guten Freundes Memo Anjel. Leider werden seine aktuellen Bücher nicht mehr ins Deutsche übersetzt. Überhaupt gibt es in Medellín eine überaus lebendige literarische Szene, die sich durchaus einmal für eine Anthologie eignen würde.
Welche Autoren und Autorinnen fehlen ausserdem noch?
Peter B. Schumanns publizistische Reisen durch Lateinamerika | Teil II
Die Redaktion des SWR hatte Peter B. Schumann gebeten, doch mal ein Resumée seiner Reisen durch Lateinamerika zu ziehen. Ein halbes Jahrhundert in einer Stunde Sendezeit. Wir stellen davon Auszüge vor. Nach Rio de Janeiro folgt hier nun Teil II: Buenos Aires.
Nach der Bossa Nova nun der Tango, nach dem ach so „wunderbaren“ Rio de Janeiro eine Stadt, die mir bekannt vorkam, so wie Rom oder Madrid. Ich stieß hier bei meinem ersten Aufenthalt im Oktober 1969 auf nichts irritierend Befremdliches, sondern auf eine Art europäische Großstadt.